Aus­pro­biert – Das Recht auf Ver­ges­sen bei Bing und Google

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In unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den sor­tie­re ich mal mei­ne „vir­tu­el­len Daten” aus. Sprich, nicht mehr ver­wen­de­te Benut­zer­ac­counts wer­den gelöscht oder ähn­li­ches. Qua­si der vir­tu­el­le Früh­jahrs­putz im Inter­net. Dane­ben ist es auch immer sehr inter­es­sant, wel­che Sei­ten, Daten aus sämt­li­chen Quel­len sam­meln. Auch danach wur­de gesucht und mal das neue Recht auf Ver­ges­sen von Bing und Goog­le ausprobiert.

Hin und wie­der kommt es mal vor, dass ich rum­schaue wo ich mich im Lau­fe der Zeit regis­triert habe und dann selbst ent­schei­de: „Brau­che ich dort noch ein Benut­zer­ac­count oder nicht?”. Meis­tens kommt es dann vor, dass ich den ent­spre­chen­den Benut­zer­ac­count lösche (löschen las­se) und dann auch mal schaue, wel­che Daten so von mir im Inter­net all­ge­mein rumschwirren.

Gera­de als Inha­ber einer eige­nen Home­page und eige­ner Domain soll­te man öfters schau­en, da die ein­ge­tra­ge­ne Infor­ma­tio­nen (bei­spiels­wei­se vom Impres­sum oder Whois einer Domain) auf ande­re Sei­ten abge­ru­fen und gespei­chert werden.

Wenn man eine eige­ne Domain besitzt, gibt es vie­le Sei­ten, die die Whois-Infor­ma­tio­nen abru­fen und auf deren Sei­ten spei­chern. So das größ­te Bei­spiel wäre hier domain­tools. Die Sei­te ruft die öffent­li­che Whois-Infos ab und spei­chert sie auf deren Home­page – nur mal so als Beispiel.

Hat man irgend­wel­che per­sön­li­che Infor­ma­tio­nen von sich gefun­den, kann man ent­we­der den Betrei­ber kon­tak­tie­ren und bit­ten, die­se zu löschen und soll­te das mal nicht gehen bezie­hungs­wei­se sie ver­wei­gern es oder ant­wor­ten nicht, kann man wenigs­tens aktu­ell Bing und Goog­le dar­über unter­rich­ten und bit­ten, die­se Sei­te aus dem Such­in­dex zu entfernen.

Das hat­te ich mal aus­pro­biert und gebe daher mal eine klei­ne Start­hil­fe für die, die sich dafür auch inter­es­sie­ren und es wahr­schein­lich mal in Erwäh­nung zie­hen würden.

Such­ergeb­nis­se bei Bing löschen:

Bing hat mei­ner Mei­nung nach ein sehr kom­ple­xes For­mu­lar, wo man laut dem neu­en Urteil ent­spre­chen­de Sei­ten aus dem Index der Such­ma­schi­ne ent­fer­nen las­sen kann. Die ent­spre­chen­de Sei­te fin­det man auf der Bing – Antrags­for­mu­lar zur Sper­rung von Such­ergeb­nis­sen in Euro­pa.

Dort gibt man bei Teil 1 erst­mal sei­ne all­ge­mei­ne Infor­ma­tio­nen an. Wich­tig hier­bei ist aber, dass man nur als Bür­ger von Euro­pa von dem Urteil pro­fi­tie­ren kann. Um das über­haupt bewei­sen zu kön­nen, muss man ein Doku­ment hoch­la­den, wo die­se Infor­ma­ti­on her­aus­les­bar ist. Bei­spiels­wei­se ein Rei­se­pass oder ähnliches.

Beim zwei­ten Teil wählt man grund­sätz­lich „Nein” aus, wenn man eine Pri­vat­per­son ist. Auch das Käs­ten dar­un­ter ist zu ignorieren.

Der vor­letz­te Teil (Teil 3) befasst sich damit, wie man über Bing auf sei­ne per­sön­li­che Infor­ma­tio­nen gelangt. Dazu gibt man erst­mal die URL der Web­sei­te an, wo sei­ne per­sön­li­che Infor­ma­tio­nen gespei­chert sind und über die Bing Suche erreich­bar ist. Bei den Käs­ten gibt man all­ge­mein an, was einem per­sön­lich stört. Bei­spiels­wei­se weil man nicht mag, dass man über die Bing Suche auf der Web­sei­te lan­det, wo sein vol­ler Name, inklu­si­ve Anschrift und Tele­fon­num­mer vor­zu­fin­den sind.

Zuletzt (Teil 4) „unter­schreibt” man vir­tu­ell das For­mu­lar und bestä­tigt, dass die ange­ge­be­ne Infor­ma­tio­nen im For­mu­lar rich­tig sind und man selbst auch solch einen Antrag stel­len darf.

Man bekommt danach anschlie­ßend kei­ne Email oder ähn­li­ches. Man muss abwar­ten, bis sie sich selbst all­ge­mein mel­den. Das Löschen hat bei mir meh­re­re Tage gedauert.

Such­ergeb­nis­se bei Goog­le (Goog­le Suche) löschen:

Hier ist das ent­spre­chen­de For­mu­lar mei­ner Mei­nung nach sehr human und ein­fach gehal­ten. Kei­ne komi­sche, dubio­sen und wie­der­ho­len­de Fra­gen oder ähn­li­ches. Vor­zu­fin­den ist das For­mu­lar all­ge­mein erst­mal über ein sehr lan­gen Pro­zess, wo man Fra­gen beant­wor­ten muss – wie üblich bei Goog­le. Wenn man die direk­te URL kennt, spart sich jedoch die tau­sen­de Fra­gen – Goog­le Legal-Hil­fe.

Bei „Per­so­nen­be­zo­ge­ne Daten” gibt man hier sei­ne all­ge­mei­ne Infor­ma­tio­nen an. Bei „In der Such­an­fra­ge ver­wen­de­ter Name” kann man auch sein voll­stän­di­ger Namen ver­wen­den, inklu­si­ve ein Schlüs­sel­wort. Bei­spiel: Wenn man Klaus Hugo Ber­lin sucht, fin­det man die kom­plet­ten, per­sön­li­che Daten von Klaus Hugo in Ber­lin. Wenn man nur nach „Klaus Hugo” sucht, fin­det man sie nicht (so schnell) – bei­des ist mög­lich anzugeben.

Unter „Aus der Such­ergeb­nis­lis­te zu Ihrem Namen zu ent­fer­nen­de Such­ergeb­nis­se” gibt man die URL an, die bei Goog­le gesperrt wer­den sol­len, sowie eine Begrün­dung, wie­so die URL bei der Goog­le Suche nicht mehr ange­zeigt wer­den soll. Auch hier muss man aber bestä­ti­gen, dass man ein Bür­ger der Euro­päi­schen Uni­on ist.

In mei­nem Fall hat­te ich bei bei­den Anbie­tern den ganz alten Per­so­nal­aus­weis, der schon seit vier Jah­ren abge­lau­fen ist zen­siert hoch­ge­la­den – jedoch nur die Vor­der­sei­te. Nach einer Stun­de mel­de­te sich Goog­le per Email und woll­te noch eine Bestä­ti­gung, dass ich in Euro­pa woh­ne. Dort hat­te ich dann die zen­sier­te Rück­sei­te des abge­lau­fe­nen Per­so­nal­aus­wei­ses hochgeladen.

Zuletzt bei „Unter­schrift” bestä­tigt man auch hier wie bei Bing vir­tu­ell, dass man berech­tigt ist, die­se Anfra­ge zu stellen.

Über Nacht hat­te Goog­le dann die ent­spre­chen­den Web­sei­ten aus dem Index genom­men und wur­de, egal nach was man bei der Goog­le Suche sucht, nicht mehr ange­zeigt. Eine Bestä­ti­gung, dass die Anfra­ge ein­ge­tru­delt ist kam zwar, aber dass sie auch bear­bei­tet wur­de jedoch nicht.

Fazit:
Fin­det man über die Bing und / oder Goog­le Suche per­sön­li­che Infor­ma­tio­nen, kann man sie als Pri­vat­per­son eigent­lich ohne Wei­te­res (sofort) ent­fer­nen las­sen. Eine gro­ße Kom­mu­ni­ka­ti­on all­ge­mein fin­det nicht statt – es wird ein­fach der Antrag über­prüft auf Voll­stän­dig­keit und die ent­spre­chen­den Infor­ma­tio­nen aus der Suche entfernt.

Man kann es auch mal zum Anlass neh­men, ob nicht doch irgend­wel­che per­sön­li­che Infor­ma­tio­nen von sich im Inter­net vor­zu­fin­den ist. Sucht ein­fach mal nach eurem voll­stän­di­gen Namen und stö­bert paar Sei­ten durch. Anschlie­ßend ergänzt ihr die Suche mit dem Wohn­ort (also bei­spiels­wei­se „Vor­na­me Nach­na­me Wohn­ort”), dann mal mit einer Email Adres­se („Vor­na­me Nach­na­me Email-Adres­se”) oder auch Tele­fon­num­mer („Vor­na­me Nach­na­me Telefonnummer”).

Bei einer loka­len Zei­tung, die auch ihre News online ver­öf­fent­licht, hat­te ich mal bei einem Gewinn­spiel teil­ge­nom­men und dort wur­de dann online nur mein Vor- und Nach­na­me ver­öf­fent­licht. Selbst das wur­de bei Goog­le gelöscht. Bei Bing war die­se Sei­te erst gar nicht auf­find­bar – zumin­dest nicht so leicht.

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